Loslassen sachlich kritisch betrachtet

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal denkt man, es sei stark festzuhalten, aber es ist das Loslassen das wahre Stärke zeigt!

Mit diesen einleitenden Worten greife ich heute ganz bewusst ein „heißes“ Thema auf, mit welchem ganz sicher jeder von uns bereits einmal konfrontiert war und vielleicht so seine Probleme hatte, noch hat oder im schlimmsten Fall sein ganz restliches Leben lang haben wird.

Wer Kinder hat, wird sicherlich die Situation kennen. Zunächst behütet man sie mit Mutter/Vater-Instikt gegen Wind und Wetter, „Furz und Feuerstein“ und jegliche Einflüsse, die das Leben als solches so zu bieten hat. Jedoch irgendwann kommt einmal der Tag, wo ein Kind entscheidet die elterliche Wohnung zu verlassen, um einen eigenen Hausstand oder sogar eine eigene Familie zu gründen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen um loszulassen, oft schweren Herzens, oft unter Tränen und oft mit lange anhaltender Traurigkeit.

Loslassen bedeutet nicht, nicht mehr mit Rat und Tat dem Kind zur Seite zu stehen oder hin und wieder mal einen kleinen finanziellen Zuschuss zu geben, aber ein Kind muss irgendwann anfangen seine eigenen Erfahrungen zu machen, den kalten Wind spüren, den einem das Leben so manches Mal entgegen bläst und sich durch etwaige Probleme aller Art selbst hindurch zu boxen.

Hotel „Mama“, als Eltern für jedes finanzielle Problem des Kindes immer und immer wieder aufzukommen, hier was zuzustecken und da eine Rechnung zu bezahlen, ist der völlig falsche Weg, denn es führt zu nichts, außer dem Kind jegliche Chance zu nehmen einen eigenen Erfahrungsschatz zu erlangen und zu erweitern.

Und was, wenn Mama einmal von ihrem Recht auf Ableben erfolgreich Gebrauch machen sollte, wie soll es dann für das Kind weitergehen, wenn es nie gelernt hat, sich selbst durch das Leben zu beißen?

Ich persönlich habe es immer so gehandhabt, dass mit 18. Lebensjahr bzw. dem Abschluss der Ausbildung meine Kinder angefangen haben, auf eigenen Füßen zu stehen und habe zu ihnen ein durchweg freundschaftliches Verhältnis. Mein Rat ist gefragt und in Notsituationen springe ich in meiner Eigenschaft als Opa, wie auch, aber das ist eher die Ausnahme, finanziell mal ein, jedoch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass meine Kinder frühzeitig den Ernst des Lebens kennengelernt und sich ordentlich durchgebissen haben, ganz einfach weil ich rechtzeitig losgelassen habe.

Eine weitere Situation im Leben, wo es um das Loslassen geht, ist der Verlust eines Partners durch Ableben. Und da gibt es mitnichten kein Patentrezept, denn jeder Mensch kann nur individuell für sich selbst entscheiden, wann und ob er/sie loslassen mag oder das überhaupt jemals tatsächlich kann!

Wer darüber nachdenkt, sich nach dem Ableben eines Partners, noch mal zu binden, sollte der Fairness einem eventuellen neuen Partner gegenüber, erst einmal sich selbst hinterfragen, ob er/sie dazu überhaupt bereit ist!  

Das Loslassen hat sehr viel mit dem Glauben zu tun, und zwar dem Glauben an sich selbst!

Werner

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