Wie der Esel das Wunder erlebte

* Liebe Leserinnen, liebe Leser *

Es war einmal ein Esel in einer Stadt namens Nazareth.

Der Esel gehörte einem Zimmermann, und er fühlte sich sehr wohl bei seinem Herrn. Es gab jeden Tag genug zu essen und zu trinken. In seinem Stall war immer frisches Heu und Stroh. Das beste jedoch war, dass er nur sehr selten schwere Lasten für seinen Herrn tragen musste. Ebenso positiv empfand er es, dass er noch nie ein „blaues“ Wunder erleben musste.

Die meiste Zeit stand er hinter dem Haus und schaute sich an, was da denn so um in herum passierte und vor sich ging.

Der Esel konnte also mit Fug und Recht behaupten ein rundum harmonisches und zufriedenstellendes Leben ohne größere Aufregung zu führen.

Dann jedoch kam eine recht merkwürdige Zeit, in der er beobachtete, dass sich viele Menschen in seinem näheren Umfeld mit ihren Eseln, Schafen und Ziegen zu einer Reise aufmachten.

Er versuchte herauszufinden, was da genau vor sich ging, konnte jedoch nur ein paar Worte wie “Menschen zählen” oder “Kaiser” aufschnappen. Er war wirklich sehr aufgeregt und regelrecht durcheinander. Die Fragen, die sich ihm fortlaufend stellten, waren:

Was hatte das nur zu bedeuten?

Und warum stand er immer noch am Haus?

Warum ging sein Herr nicht mit ihm los?

Einige Tage später spürte der Esel am frühen Morgen auf einmal eine Decke auf seinem Rücken. Dann wurden ihm rechts und links Lasten angeschnallt.

Wie es schien, sollte es also auch endlich für ihn losgehen. Der Esel war völlig aufgeregt, denn so etwas Spannendes hatte er in seinem bisherigen Eselleben wirklich noch nicht erlebt.

Als er losgehen wollte, hielt ihn sein Herr jedoch noch zurück. Er spürte einen Ruck und dann eine Last auf seinem Rücken. Eine ziemlich schwere Last sogar. Als er langsam seinen Kopf nach hinten drehte, erkannte er die Frau seines Herrn, die auf seinem Rücken saß.

“Das darf doch wohl jetzt nicht wahr sein, oder?!”, dachte er sich im Stillen.

Die Frau hatte hatte sich letzten halben Jahr körperlich ziemlich stark verändert! Sie war um einiges korpulenter geworden. Die Begeisterung, sie nun auf seinem Rücken durch die Gegend tragen zu müssen, hielt sich bei dem Esel stark in Grenzen.

Andererseits war er auch ein sehr feinfühliger Esel und spürte sehr deutlich, dass es der Frau gesundheitlich nicht so besonders gut ging! Er hatte schon längere Zeit beobachtet, dass für  sie jegliche Bewegung sehr anstrengend war.

Da der Esel ein großes und gutes Herz hatte, gab er sein Bestes.

Die Reise war sehr lang und das Gepäck ziemlich schwer. Als sie endlich am Zielort eingetroffen waren, freute er sich voll doll und war insgesamt heilfroh, dass er es geschafft hatte. Sein Herr und dessen Frau gingen los und kehrten erst einige Stunden später zurück, um ihn zu holen.

Der Esel staunte nicht schlecht, dass die Beiden wohl so lange nach einem freien Stall extra für ihn gesucht hatten. Diese Tatsache berührte ihn wirklich sehr und so waren die Strapazen der Reise ganz schnell vergessen.

Tatsächlich handelte es sich jedoch nicht wirklich um einen freien Stall, denn dort wohnte schon ein Ochse, der nicht gerade begeistert dreinschaute.

Sein Herr bereitet für sich und seine Frau einen Schlafplatz vor. Den Esel störte das jedoch schon nicht mehr, denn er war vor Erschöpfung ganz schnell eingeschlafen.

 

Umso mehr war er überrascht als er wieder aufwachte.

Durch das Fenster leuchtete das hellste Licht in den Stall, was er jemals zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Er stand auf und schaute sich erst einmal schlaftrunken um.

Sein Herr, ein paar Hirten und drei festlich gekleidete Menschen, die außergewöhnlich ausschauten, standen um die Futterkrippe herum und strahlten vor lauter Freude und Glückseligkeit.

Langsam bewegte er sich zu der Krippe hin und schaute hinein. Dort erblickte er ein Kind.

Ein winzig kleines Kind lag in der Krippe und schlief selig.

Es war sorgsam eingekuschelt in weichem Stroh.

Der Esel spürte, wie ihm vor lauter Rührung einige dicke Kullertränen den Hals entlang liefen.

So stand er da und der Ochse neben ihm.

Sie standen noch sehr lange so da und schauten sich das Wunder von Christi Geburt an.

Und was ist die Moral von der Geschicht?

Auch ein Esel erkennt das hellste Licht!

Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit.

Euer „alter“ Mann

Werner Michael Heus

 

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