Der Wunsch nach weißer Weihnacht
* Liebe Leserinnen, liebe Leser *
Da es ja nun wirklich mit Riesenschritten auf Weihnachten zugeht, haben es die beiden Engel Daniel und Muriel sehr eilig. Sie befinden sich auf dem Weg zum Christkind, um einige sehr wichtige Dinge abschließend zu klären, zum Beispiel den jährlich wiederkehrenden Wunsch vieler Menschen nach weißer Weihnacht.
Nachdem sie ankommen sind, bemerkt das Christkind die beiden jedoch zunächst gar nicht. Es sitzt an seinem Schreibtisch und denkt nach. Daniel räuspert sich recht auffällig, aber das Christkind denkt weiter nach und trommelt jetzt sogar mit den Fingern auf den Tisch.
„Ach herrje, wieder so etwas Schwieriges„,
sagt das Christkind plötzlich und wendet sich den beiden Engeln zu. Seufzend meint es:
„Hört Euch mal bitte an, was hier auf diesem Wunschzettel steht:
„Liebes Christkind,
ich wünsche mir von Dir Schnee zu Weihnachten. Mein Papa hat im Wetterbericht gehört, dass es dieses Jahr zu Weihnachten nicht schneien wird. Das wäre wirklich sehr, sehr schlimm, denn ich möchte doch mit meinem Schlitten fahren. Und natürlich auch mit meiner Schwester einen Schneemann bauen! Bitte, bitte lass es schneien, mehr wünsche ich mir nicht.
Ich bin auch immer lieb, großes Indianer-Ehrenwort!
Dein Heinz-Hermann“
,,Oh je„, bemerkte Engel Muriel sehr nachdenklich. Engel Daniel kratzte sich am Kinn und meinte ziemlich entsetzt:
„Wie soll das mit dem Wunsch nach weißer Weihnacht nur gehen?“
,,]a, seht ihr“, nickt das Christkind, „das frage ich mich auch. Kommt bitte mal mit!“
„Wohin denn?“, fragt Daniel.
„Wir fragen Petrus„, antwortet das Christkind.
Petrus überlegt kurz einen Moment, schaut in seine Unterlagen und antwortet:
„Es tut mir Leid, aber in diesem Jahr ist zu Weihnachten kein Schnee vorgesehen. “
„Ist denn da gar nichts zu machen?“, fragt das Christkind. „
Nein„, antwortet Petrus streng, „ich kann da wirklich rein gar nichts für Euch tun!“
„Tja, dann nichts wie ab zurück nach Hause“, meint Engel Muriel.
„Nein, nein, nein, nichts da.“ Das Christkind schüttelt ganz energisch den Kopf.
,,Jetzt gehen wir zum Schneekönig und hören uns an, was der dazu meint.“
Es wird ein langer, anstrengender Marsch. Merkwürdig, je weiter sie vorankommen, desto wärmer wird der Wind, der dem Christkind und den Engeln ins Gesicht bläst. Dennoch war es nicht leicht dagegen anzukommen!
Aber irgendwann haben sie es dann doch geschafft. Sie stehen vor einem großen schimmernden Schloss aus reinem Kristall. Auf den Stufen der Treppe, die zum Schlosstor hinaufführt, sitzt eine recht merkwürdig aussehende Frau.
„Wir brauchen Schnee“, sagt das Christkind, „und zwar genau zu Weihnachten.“
„Welche Art von Schnee darf es denn genau sein?“ Möchte die Frau wissen.
„Neu-, Firn-, Papp- oder Pulverschnee?“
„Pulverschnee“, antwortet das Christkind prompt.
„Das dachte ich mir bereits“, sagt die Frau.
„Hast Du denn etwas mit dem Schnee zu tun?“, fragt Engel Daniel.
„Nicht so direkt. Ich bin hier die Frau, die für den Regen zuständig ist, aber kommt mal mit.“
Sie marschiert voraus und nach einer gefühlten Ewigkeit gelangen sie endlich zu einem Thron, auf dem der Schneekönig sitzt.
Nachdem das Christkind sein Anliegen vorgetragen hat, legt er die Fingerspitzen aneinander und wackelt sehr entschlossen mit dem Kopf hin und her.
„Schnee zu Weihnachten? Das war so aber nicht besprochen für dieses Jahr. Und das ist jetzt sehr schwierig, denn Weihnachten ist ja schon in acht Tagen!“
„Aber der kleine Heinz-Hermann hat sich doch so doll zu Weihnachten Schnee gewünscht!“, entgegnet das Christkind mit fast schon flehender Stimme.
In diesem Moment tritt der Engel Daniel vor und flüstert dem Schneekönig ins Ohr:
„Lass bitte Milde walten. Es ist niemand geringeres als das Christkind, das Dich darum bittet!“
Der Schneekönig errötet und zupft eine wenig verlegen an seinen langen Bart herum. Er überlegt eine Weile ganz angestrengt und beugt sich dann vor.
„Also gut, ich will es versuchen, aber es könnte ein wenig dauern! Es kann sein, dass zu spät schneit! Zum Beispiel erst am Tag nach Weihnachten und das aber auch nur vielleicht, also ohne jegliche Gewähr!“
Daraufhin lächelte das Christkind hoffnungsvoll und zufrieden.
Acht Tage später gibt es noch jemanden, der wie zuvor das Christkind mit seinen Fingern auf den Tisch trommelt. Und zwar der kleine Heinz-Hermann.
„Nun ist Weihnachten und gleich ist Bescherung“, flüstert er. „Und es schneit nicht, herrje! Da hab ich mir dann wohl das Falsche gewünscht und nun bekomme ich gar nichts!“
„Irgendein Geschenk wirst Du ganz bestimmt bekommen“, tröstet ihn seine kleine Schwester.
In diesem Moment hören sie leise das Weihnachtsglöckchen bimmeln.
Als Heinz-Hermann gerade die Treppe hinunterlaufen will, ruft seine Schwester ganz aufgeregt: „Heinz-Hermann, komm bitte her zum Fenster!“
Heinz-Hermann reißt das Fenster auf und dann sieht er es und fühlt er es, tapp, tapp, tapp, Schneeflocken! Zuerst nur ein paar wenige, dann mehr und immer mehr.
Unten im Haus bimmelt weiter das Weihnachtsglöckchen.
„Das ist ja jetzt fast schon ein kleiner Schneesturm!“, freut sich der kleine Heinz-Herrmann.
Seine Augen leuchten wie Sterne, während er die Treppe herunter zur Bescherung läuft.
Es wurde ein ganz besonders schönes Weihnachtsfest.
Und nach dem Essen und der Bescherung singt die Familie lautstark die schönen alten Weihnachtslieder, die man bis in den Garten hören kann, wo es herrlich weiß schneit.
Und was ist die Moral von der Geschicht?
„Der Schneekönig macht es möglich! Aber ohne die Regenfrau geht es wohl nicht!
Wie auch immer Ihr Euch gerade fühlt und wo auch immer Ihr gerade seid, ich wünsche Euch von Herzen gerne eine gesunde & fröhliche Vorweihnachtszeit.
Euer „alter“ Mann
Werner Michael Heus
Ein Kommentar
Tom & Jerry
Was Regen und Schnee betrifft, scheint der Himmel gut organisiert.