Dieser Käfer war uneingeschränkt beziehungsfähig
* Liebe Leserinnen, liebe Leser *
Seit dem Auftreten von Covid-19 denke ich immer öfter an das, was viele Menschen meiner Generation als die gute, alte Zeit bezeichnen.
Man könnte es auch als Nostalgie bezeichnen, aber wie auch immer, es regt mich wirklich sehr oft zum Nachdenken – wie man so leger sagt über „Gott und die Welt“ und in alle Himmelsrichtungen – an.
Und ganz ehrlich trauere ich, was viele aktuelle Themen rund um das menschliche Leben betrifft, dieser guten alten Zeit regelrecht nach. Einer Zeit, wo so etwas wie die AFD, die Reichsbürger oder gar die Pegida niemals Thema gewesen wäre und dann denke ich, WIE schön und vor allem friedlich doch damals wirklich alles war.
Aus dem reichhaltigen Erfahrungs- und Erinnerungsschatz, der sich ganz sicher bei jedem von uns im Laufe des Lebens angesammelt hat, habe ich mir ganz bewusst mein erstes eigenes Auto, den VW-Käfer, herausgepickt.
Alleine schon der Werbeslogan: „Und er läuft und läuft und läuft!“ – das ist etwas, was sich viele Menschen für die aktuelle Situation in unserem Lande wünschen würden.
Wer kann schon von seiner Beziehung behaupten, dass es läuft und läuft und läuft?
Der VW-Käfer ist nicht nur gelaufen wie ein Schweizer Uhrwerk, er hat die Menschen in Westdeutschland mobil gemacht und zuverlässig bis in den Süden Europas gebracht.
Mit seinen Boxermotoren zwischen satten 25 bis 50 PS ist er in der Zeit zwischen 1938 und 2003 zu einer wahren Autolegende geworden.
Ganz einfach mal genau jetzt, im Zeitalter von Hybrid- bzw. Elektroautos, habe ich dieses Wirtschaftswunder auf Rädern humoristisch „unter die Lupe“ genommen:
Es gibt meines Erachtens zum Beispiel doch einige recht sehr schlagkräftige Gründe, warum man den VW-Käfer jedem „Käfer„, egal ob männlich oder weiblich, in einer Beziehung durchaus vorziehen könnte:
Der VW-Käfer wird niemals Kopfschmerzen haben! Und er wird Dir auch nur wenige Kopfschmerzen bereiten!
Der Käfer aus Wolfsburg wird Dich stets respektieren,
selbst, wenn er mal nicht sofort anspringt.
Du musst diesen Käfer auch niemals so richtig groß ausführen, damit er glücklich ist, denn er weiß die kleinen Freuden des Lebens durchaus zu schätzen.
Du kannst diesen Käfer uneingeschränkt
während des gesamten Monats genießen!
Er wird immer geduldig auf Dich warten,
auch, während Du z.B.: Fußball schaust.
Dieser Käfer wird niemals eifersüchtig sein,
selbst, wenn Du mal einem anderen Käfer
hinterher schauen solltest
Er wird auch niemals von Dir verlangen,
ein gleichberechtigter Partner zu sein!
Wenn Du diesen Käfer mal gegen ein anderes Modell
eintauschen solltest, wirst Du niemals in die
Verlegenheit kommen, Unterhalt zahlen zu müssen.
Der VW Käfer kann nicht reden, auch wenn er eine sehr große Klappe hat!
Ein anderer Mensch wird Dir nur in den seltensten Fällen Deinen Käfer wegnehmen können, denn er ist für seine Treue weltweit bekannt.
Er wird sich weder von Dir trennen, geschweige denn überhaupt nach einen anderen Benutzer Ausschau halten.
Der VW-Käfer braucht nur max. 120 Sekunden, um so ganz richtig auf „Betriebstemperatur“ zu kommen.
Dazu braucht er keinerlei zusätzliche Schmierstoffe oder Anregungen.
Ganz im Gegenteil ist er sogar relativ kostengünstig! Er braucht lediglich nur ein Paar „Sommer- und Winterschuhe“
Darüber hinaus wird der VW-Käfer immer geduldig und ohne zu meckern, auf Dich warten, auch, wenn es bei Dir noch so spät wird!
Und ohne das es in den Garantieleistungen gesondert vermerkt ist,
wird der VW-Käfer nie mit einem(r) Jüngeren auf und davon sein!
1947 konnten die ersten Privatpersonen die VW-Modelle kaufen.
Das Wirtschaftswunder auf vier Rädern aus Wolfsburg war nicht zu bremsen und schon 1955 feierte Volkswagen das millionste Exemplar.
„Made in Germany“ kam auch in den USA gut an, wo der „Beetle“ zum Verkaufshit wurde.
„Er läuft und läuft und läuft…“, heißt es in der VW-Werbung.
Mit dem letzten Käfer, der im Emdener VW-Werk das Band verließ, endete 1978 die Produktion des erfolgreichen Volkswagens in Europa.
Als Kultauto fährt das knuffige Modell weiterhin um die Welt, zum Beispiel sind heute noch in Mexiko 90 Prozent der Taxis VW Käfer.
Sehr, sehr, sehr gerne erinnere ich mich an meinen eigenen Käfer:
er war viel mehr als nur mein erstes Auto.
Ich habe ihn in jeder freien Minute gehegt und gepflegt.
Mehr als stolz, wie „Oskar“ war ich, weil ich noch eines der letzten Modelle mit der geteilten Heckscheibe bekommen habe!
So manches Mal, wenn ich mein Leben Revue passieren lasse und ganz intensiv über die „gute, alte Zeit“ nachdenke, dann vermisse ich ihn schon voll doll.
Ich wünsche Euch von Herzen gerne heute einen wundervollen Tag, morgen einen optimalen Start in die kommende Woche und ganz viele herrliche Sonnenstunden
Euer „alter“ Mann
Werner Heus